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The Marvelous Mrs. Maisel: Kampf gegen das Patriachat


Gestern wurden die Nominierungen für die Golden Globes 2018 bekannt gegeben. Unter den Nominierten findet sich auch die neue Serie aus der Feder von Amy Sherman-Palladino: The Marvelous Mrs. Maisel. Die Serie ist in Deutschland seit November auf Amazon verfügbar und markiert die erste Zusammenarbeit von Amazon und Sherman-Palladino. Als großer Gilmore Girls-Fan musste ich sie mir NATÜRLICH sofort anschauen!

Worum es geht: Die Serie spielt in den späten 1950ern. Miriam "Midge" Maisel (gespielt von der großartigen Rachel Brosnahan bekannt aus House of Cards) lebt mit ihrem Mann und den zwei gemeinsamen Kindern in New York City. Wie der Zuschauer gleich zu Anfang erfährt, war es schon immer Midges Wunsch einen guten Ehemann zu finden, Mutter zu werden und das Leben einer perfekten Hausfrau zu führen. Mit Ehemann Joel scheint sie das große Los gezogen zu haben: charmant, gutaussehend und wohlsituiert. Eigentlich ein solide anmutender Geschäftsmann, träumt Joel von einer Karriere als Stand-up-Comedian. Nacht für Nacht begleitet Midge ihren Ehemann in einen Club Downtown und unterstützt ihn bei seinen Ambitionen. Doch der Zuschauer merkt schnell, dass das komödiantische Talent eigentlich nicht bei Joel sondern Midge liegt.
Nach einem besonders miesen Auftritt ihres Ehemanns kommt es schließlich zum Eklat: Frustriert und wütend gesteht ihr Joel eine Affäre mit seiner Sekretärin und verlässt sie. Midges Welt fällt in sich zusammen. Betrunken landet sie in eben jenem Club Downtown, in dem sonst ihr Ehemann auftritt und stellt sich selbst auf die Bühne. Dort erkennt Susie (Alex Borstein), eine Mitarbeiterin des Clubs, Midges Talent und ermutigt sie mehr daraus zu machen.

Wie wir es bereits von den Gilmore Girls kennen, zeichnet sich auch The Marvelous Mrs. Maisel durch großartige Dialoge und starke Frauen aus. Männer sind unterstützendes Beiwerk und werden ausschließlich zur Schaffung des Handlungsrahmens benötigt. Deswegen sind die Männerrollen aber nicht weniger gut besetzt: Midges Vater, ein konservativer Mathematikprofessor, wird beispielsweise von niemand geringerem als Monk himself (Tony Shalhoub) gespielt. Das macht er auch sehr gut - aber die Bühne gehört eben Midge.
Die Trennung von Midge und ihrem Ehemann dient als Aufhänger – klar wird sie im weiteren Verlauf der Serie thematisiert – aber Amy Sherman-Palladino zeichnet nicht das Bild einer verzweifelten Frau. The Marvelous Mrs. Maisel ist keine Dramedy, sondern eine Comedy mit ein bisschen Drama. Midge ist eine Frau voller Optimismus auf dem Weg in die Emanzipation, die um ihren Platz in der Welt kämpft und als Individuum respektiert werden möchte - nicht als Frau/Ex-Frau von. Damit ist Midge ihrer Zeit um einiges voraus.

Ihre Eltern bemühen sich zunächst vor allem darum, dass ihre Tochter und ihr Schwiegersohn wieder zusammenkommen. Ihre Mutter (gespielt von Marin Hinkle, die den Meisten wahrscheinlich als Judy aus Two and A Half Men bekannt ist) führt genau das Leben, das auch Midge zunächst angestrebt hatte. Von allen hat sie wohl die größten Probleme mit der Trennung von Midge und Joel und wenig Verständnis für den Lebens- oder besser Sinneswandel ihrer Tochter.

Doch Midge kämpft nicht nur um die Akzeptanz ihrer Eltern. Amy Shermann-Palladino lässt die sexistische Gesellschaft der 1950er Jahr aufleben und platziert ihre Protagonistin in einer der wahrscheinlich sexistischen Branchen die es so gibt. Ein weiblicher Comedian galt damals noch als Novum. Als Midge wegen unsittlichen Verhaltens festgenommen wird, platzt ihr vor Gericht der Kragen. In einer wütende Rede schimpft sie über die herrschende Doppelmoral – wäre sie ein Mann, da ist sie sich sicher, hätte sich wohl kaum jemand für ihr „Vergehen“ interessiert. Midge nutzt schließlich ihr rhetorisches Talent, um in ihren Stand-Ups auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Sie möchte sich nicht beugen, sondern etwas verändern.

Das macht die Serie brandaktuell: In Zeiten der #metoo-Bewegung bekommen wir beinahe täglich vor Augen geführt, dass die Unterhaltungsindustrie von der Gleichberechtigung noch Lichtjahre entfernt ist. Noch immer entscheiden vorwiegend alte, mächtige Männer über den Erfolg oder eben Misserfolg junger Frauen und missbrauchen diese Macht nur allzu häufig.
Mrs. Maisel zeigt erschreckend deutlich auf, dass sich seit den 1950ern leider nicht so viel verändert hat, wie man hätte meinen sollen.

The Marvelous Mrs. Maisel ist eine großartige und unglaublich gut besetzte Serie, die Sherman-Palladino mit viel Liebe zum Detail geschaffen hat. Fans von Gilmore Girls werden die Serie lieben – aber auch Gilmore Girls-Fremde sollten auf ihre Kosten kommen, wenn sie Freunde von gut gemachter Comedy sind. 


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