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Freiheit ist ein Verb.

Die Autorin Olga Grjasnowa ist bekannt für eindringliche Geschichten und außergewöhnliche Buchtitel. Mit ihrem Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt sorgte sie 2012 erstmals für Aufsehen. Die in Aserbaidschan geborene und in Berlin lebende Autorin schildert darin das Leben der jungen Aserbaidschanerin Mascha, die in Deutschland lebt, fünf Sprachen spricht, aber sich trotzdem nirgendwo richtig zugehörig fühlt. „Olga Grjasnowa erzählt die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.“, heißt es dazu im Kulturmagazin Perlentaucher.

Dieses Jahr erschien ihr bereits dritter Roman: Gott ist nicht schüchtern. Dieser erzählt die Geschichte der drei jungen Syrer Amal, Hammoudi und Youssef, die zunächst noch an die Revolution in ihrem Land glauben und sich hoffnungsvoll den Demonstrationen gegen Assad anschließen. Doch bald verlieren die Drei alles und es beginnt ein Kampf ums Überleben. Sie sind gezwungen aus Syrien zu fliehen.

Grjasnowa schildert in ihrem Roman auf erschütternde und direkte Weise wie sich das Leben dreier Menschen auf einen Schlag ändert und aus ihrer Heimat ein Kriegsschauplatz wird. Hammoudi hat Medizin in Frankreich studiert - eigentlich muss er nur nach Syrien um seinen Pass zu verlängern. Doch ihm wird die Ausreise verweigert. Amal und Youssef studieren Schauspiel bzw. Regie in Damaskus. Beide träumen von einem neuen Syrien und hoffen auf den Wandel. Detailliert erzählt der Roman von der Härte, mit der das Regime gegen die Demonstranten vorgeht, wie sich daraus ein Krieg gegen die Bürger entwickelt und wie schließlich die Dschihadisten das Chaos im Land für sich nutzen.

Grjasnowa hält sich dabei streng an die Fakten. Die Grenze zwischen Roman und Sachbuch scheint häufig zu verschwimmen, was Gott ist nicht Schüchtern für mich nur noch eindringlicher machte. Der Leser lernt viel über den Krieg, über Syrien und über Assad. Es wird berichtet über die Massaker in Daa’ra und Deir az-Zour in 2011, aber auch über das Massaker in Hama 1982, über das die internationale Öffentlichkeit bis heute nicht viel weiß.
Rohe Gewalt, Folter, Demütigung – all das beschreibt Grjasnowa sehr detailliert und macht es damit sehr bildlich. Teilweise kann das für den Leser nur schwer zu ertragen sein.

Mit Gott ist nicht schüchtern ist Grjasnowa ein mutiger und aufwühlender Roman über ein Thema gelungen, das dringend mehr Öffentlichkeit benötigt. Natürlich werden der Syrien-Krieg und die sogenannte „Flüchtlingskrise“ häufig diskutiert, aber selten wird einem das menschliche Schicksal der Opfer des Krieges so eindringlich und intensiv vor Augen geführt. Nicht selten hatte ich zuletzt das Gefühl, es wird vergessen oder ignoriert, dass ein Flüchtling eben nicht einfach nur ein Flüchtling, sondern ein Mensch mit einer Geschichte ist. Um es mit den Worten Amals zusagen: „Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar.

Mich hat der Roman von der ersten Seite an gepackt und ich habe ihn erst mit dem allerletzten Wort wieder weggelegt. Ich kann Gott ist nicht schüchtern jedem nur wärmstens empfehlen. Tatsächlich würde ich mir wünschen, dass er in Schulen oder auch Universitäten gelesen und diskutiert wird. 
Photo Credits: Aufbau Verlag

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