Direkt zum Hauptbereich

Ein Plädoyer für den Teen Film

Morgen (13. Juli) kommt der neue Spider-Man-Film in die Kinos. Die Vorfreude bei den Fans ist groß, die bisherigen Kritiken klingen gut. Auch auf Buzzfeed - eine meiner liebsten Quellen für Neuigkeiten aus der Unterhaltungsbranche - widmet man sich derzeit natürlich vermehrt dem Spider-Man Reboot. So kam es, dass ein Beitrag von Alison Willmore meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Willmore stellt darin die These auf, dass Spider-Man: Homecoming weniger ein Superhelden-Film als eine Teen Comedy ist bzw. besser als solche funktioniert („Spider-Man: Homecoming is better at Teen Comedy than Superheroics“). Was Willmore wiederum zu der Frage bringt, ob der Superhelden-Film den klassischen Teen Film nicht vielleicht sogar ganz abgelöst habe. Denn, laut Willmore sei das die einzig logische Erklärung dafür, dass ein Genre, das über Jahre ein wichtiger Teil der Filmlandschaft war, plötzlich kaum noch Aufmerksamkeit generiere. 

Zunächst noch überzeugt davon, dass Willmore Unrecht hat, versuche ich in meinem Kopf angestrengt ein Best-Off der Teen Filme der letzten Jahre zusammenzustellen. Es gelingt mir nicht. Einzig Pitch Perfect fällt mir spontan ein, aber erstens ist das kein Teen Film im klassischen Sinne und zweitens ist der erste Film der Reihe auch schon wieder fünf (!!) Jahre alt.

Wie kann es sein, dass etwas, das mir so erfolgreich durch die Pubertät geholfen hat, plötzlich keine Beachtung mehr findet. Es scheint, als teile das Genre das gleiche Schicksal wie seine zeitweilige Königin Lindsay Lohan: War mal ganz groß, dann total abgeschmiert und irgendwie den Absprung nicht geschafft.

Dabei gibt es doch heute noch mindestens genauso viele Heranwachsende (ich weiß, demographischer Wandel und so, aber wir haben hier ja nicht sowas wie eine umgekehrte Version von The Tribe) – und die brauchen den Teen Film!!



Manch einer mag sich nun vielleicht fragen: „Warum regt die sich so auf. Brauchen wir wirklich einen zweiten Teil von Hannah Montana – Der Film?“ Nein natürlich nicht. Wir brauchen auch nicht noch mehr Twilight und um Himmelswillen auch keine Neuauflage von High School Musical (auch wenn ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich mir die wahrscheinlich anschauen würde). Ich rede vom guten Teen Film. DEM TEEN FILM- der seine Ursprünge in den 1980ern hat und mit dem Godfather of Teen Film John Hughes seine größten Erfolge feierte.

When you grow up your heart dies”, heißt es in Hughes Meisterwerk The Breakfast Club. Dieser Satz fasst perfekt zusammen worum es im Teen Film geht: Das Erwachsen werden, mit all seinen Höhen und Tiefen. Man will nicht mehr Kind sein und hat gleichzeitig Angst vorm Erwachsen werden. Filme wie Sixteen Candles, Pretty in Pink, Ferris macht blau oder Can’t Buy My Love haben ihre Zielgruppe ernst genommen, sich mit deren Ängsten, Sorgen und Wünschen auseinandergesetzt und gleichzeitig großartige Unterhaltung geboten.

Es ging eben nicht nur darum, dass sich irgendein Mädel in irgendeinen Jungen verliebte - oder andersrum - und erst ist alles Mist und dann ist alles gut.

Man schaue sich nur The Breakfast Club an: Der Film schildert eindringlich den sozialen Druck den High School-Schüler verspüren, zollt denen Anerkennung, die anders sind als der Status quo und ruft so zu Toleranz auf.

Aber auch später erschienen noch einige Filme, die sich vor John Hughes nicht verstecken müssen. Man denke nur an Clueless, 10 Dinge, die ich an Dir hasse und Save The Last Dance oder aber die bereits angesprochene Ära Lohan, insbesondere natürlich Mean Girls, die bissige Komödie aus der Feder von Tina Fey.
Vor rund sieben Jahren holte man den Teen Film noch mal kurz aus der Versenkung und schickte Emma Stone in der sehr gelungenen Komödie Easy A an den Start. Trotz Erfolg reichte das nicht für ein Revival. Vor zwei Jahren erinnerte dann The Duff wenigstens ansatzweise an die guten alten Zeiten – aber ansonsten? NIX! Der einst so geschätzte Teen Film scheint dem Disney Channel und Nickelodeon überlassen worden zu sein – und das ist mehr Discounter-Ware als alles andere.

Aber vielleicht trauere ich auch nur meiner eigenen Jugend hinterher – und der Teenie von heute braucht gar keinen Teen Film mehr. Vielleicht helfen Superhelden heutzutage einfach besser beim Erwachsenwerden. Um es mit den Worten von Willmore zu sagen: "Who wouldn't choose the importance of saving the world over the realities of being an awkward high schooler who gets taunted as 'Penis Parker'?"

Vielleicht braucht es aber auch einfach nur einen neuen John Hughes. Wenn das Angebot besser ist, steigt sicher auch wieder die Nachfrage. Solange erfreuen wir uns einfach an dem, was wir schon haben. Als kleine Inspiration stelle ich euch hier meine Top 5 vor:

5. DUFF- Hast du keine, bist du eine (2015)

Die Handlung kurz zusammengefasst: Bianca, Jess und Casey sind von klein auf beste Freundinnen. Alles ändert sich als Football-Star und Mädchenschwarm Wesley Bianca gegenüber erwähnt, dass alle in ihr nur die DUFF (Designated Ugly Fat Friend) sehen. Also quasi ein weniger attraktives Anhängsel, das von den Jungs ausgenutzt wird, um an die hübscheren Freundinnen ranzukommen. Zunächst noch total wütend, sucht Bianca schließlich ausgerechnet bei Wesley Rat. Er soll ihr helfen das unschöne DUFF-Label loszuwerden und das Herz von ihrem Schwarm Toby zu erobern - im Gegenzug gibt sie ihm Chemienachhilfe. Die Komödie des Regisseurs Ari Sandel lebt vor allem von seiner großartigen Hauptdarstellerin: Mae Whitman. Mit den ganz Großen des Genres kann der Film nicht mithalten, aber er bietet erfrischende Unterhaltung und entlockt den einen oder anderen Lacher. (P.S. Das Ende ist tatsächlich nicht so oberflächlich, wie es sich jetzt anhören mag.)

4. Grease (1978)

John Travolta und Olivia Newton-John singen und tanzen sich durch rund 1 ½ Stunden Gefühlschaos. Das ist bisweilen schon etwas kitschig, aber nichtsdestotrotz absolut sehenswert. Die Verfilmung des Musical-Klassikers macht einfach gute Laune.
2016 wurde mit Grease: Live ein Reboot an den Start gebracht, das zwar ebenfalls sehr erfolgreich, aber leider nicht ganz so gut war. Es braucht einfach John Travolta in seinen viel zu engen Hosen, um Grease den richtigen "groove" zu geben.

3. Easy A (2010)

Als Emma Stone noch keinen Oscar hatte, spielte sie die Hauptrolle in dieser äußerst gelungenen Komödie. Easy A ist gleichzeitig eine moderne Adaption von Nathaniel Hawthornes Roman Der Scharlachrote Buchstabe und eine Hommage an den Teen Film der 1980er. Nicht zuletzt wegen seiner großartigen Besetzung (u.a. Stanley Tucci, Patricia Clarkson und Lisa Kudrow um nur ein paar Namen zu nennen) lohnt sich dieses Potpourri an Postmodernität.

2. The Breakfast Club (1985)

John Hughes Breakfast Club ist wohl sowas wie der Prototyp des Teen Films. Fünf vollkommen unterschiedliche Jugendliche sind gezwungen an einem Samstag gemeinsam nachzusitzen. Zunächst können die fünf wenig miteinander anfangen, doch schließlich lernen sie über die sozialen Hierarchien der High-School hinwegzusehen und entwickeln tatsächlich sowas wie eine Freundschaft. Der Film spielt eigentlich nur an einem einzigen Ort, die tollen Dialoge und die großartige Ensemble-Leistung machen ihn zu etwas ganz Besonderem. 

1. Girl Club - Vorsicht bissig! (2004)

Tina Fey hat das Drehbuch für diesen Film geschrieben. Eigentlich müsste man gar nicht mehr sagen! Lindsay Lohan und Rachel McAdams liefern sich in dieser bissigen Komödie einen Zickenkrieg vom allerfeinsten. Ebenfalls an Bord sind Amanda Seyfried, Lizzy Caplan und natürlich die Queens of Comedy Tina Fey und Amy Poehler. Schaut es euch an! Es besteht die 100% Chance, dass euch der Film gefällt.



















Photo Credits: Bild 1 Universal Pictures | Bild 2 Screen Gems | Bild 3 Paramount Pictures/ CBC News

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

NaturalBornFavorites: Life is Strange

Ich stelle euch heute eines meiner absoluten Lieblingsgames im Adventure-Bereich vor: Life is Strange vom französischen Entwickler Dontnod . Das Spiel ist von der Sorte, die ich als Gelegenheitsgamerin an der PS4 am liebsten habe. Man kann den Spielverlauf mit seinen Entscheidungen verändern (Multiple-Choice-Prinzip) und spielt eine zusammenhängende Story ohne sich in Nebenhandlungen zu verlieren. Vom Aufbau her erinnert das Spiel eher an einen Film - es ist unterteilt in fünf Episoden, die jeweils einen Tag der Woche umfassen - und es gibt viele Momente zum zurücklehnen und genießen der verträumten filmischen Sequenzen. Die Story im Überblick: Nach fünf Jahren Abwesenheit kehrt die 18-jährige Maxine Caulfield zurück in ihre Heimatstadt Arcadia Bay (fiktive Kleinstadt) im amerikanischen Oregon um an der bekannten Blackwell Academy Fotografie zu studieren. Während Ihrer Abwesenheit hat sie den Kontakt zu ihrer ehemaligen besten Freundin Chloe verloren.  Bereits in der ersten

Valerian - ein Satz mit X

Wir haben uns gestern Valerian – Die Stadt der tausend Planeten im Kino angesehen. Zunächst: Die Kritiker haben recht, wenn sie die optische Gestaltung des Filmes loben. Die Bilder, die Regisseur Luc Besson auf die Leinwand bringt, sind bombastisch. Ein Feuerwerk aus Farben und Formen und ja, sie können streckenweise über die schwache Handlung hinwegtrösten. Aber eben nur streckenweise! Denn abgesehen davon ist Valerian ein echt schlechter Film. Valerian – Die Stadt der tausend Planeten basiert auf der französischen Comicreihe Valérian et Laureline von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières. Der erste Teil erschien bereits 1967 und war (zunächst) insbesondere in Europa ein Riesenerfolg. Angeblich soll das Science-Fiction-Comic um die „Weltraumagenten“ Valérian und Laureline sogar George Lucas inspiriert haben . Die Comicserie hat eine Verfilmung also in jedem Fall verdient. Eine richtige Hollywoodverfilmung mit großen Namen wie Clive Owen und Ethan Hawke, inszeniert von einem

Kindred Spirits: A Star Wars Story

Der Sommer ist (zumindest meteorologisch) da und mit ihm kommen die lang ersehnten Sommerurlaube. Urlaubslektüre gewünscht? Dann habe ich einen Tipp für euch: Rainbow Rowell hat ein kleines aber wirklich feines Büchlein über drei junge Menschen und deren Liebe zu Star Wars geschrieben.