Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Laut einer aktuellen Studie der britischen Hilfsorganisation Oxfam besitzen die acht reichsten Männer der Welt so viel, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Um dies zurechtfertigen wird häufig das Argument angeführt, dass diejenigen, die mehr leisten und viel Verantwortung tragen auch mehr verdienen müssen. Außerdem habe ja letztlich jeder die Chance an Vermögen zu kommen: Wenn man eben gewillt ist hart genug zu arbeiten.
Man denke nur an den sogenannten ‚American Dream‘ der besagt, dass es jeder vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann und der noch immer die Denke vieler Amerikaner bestimmt. Dass dies letztlich eine Illusion ist, weil eben nicht jeder die gleichen Chancen hat, wird häufig vergessen. Und genau darum geht es auch in der brasilianischen Serie 3%. Nur, dass diese Überzeugung in der Serie ad absurdum geführt und daraus gewissermaßen eine Farce gemacht wird - wenn auch eine sehr brutale.
Die Handlung kurz zusammengefasst: In einer dystopischen Zukunft ist die Gesellschaft entzweit: Die oberen drei Prozent leben an einem Ort (dem sog. Offshore), der geprägt ist durch moderne Technologien und Wohlstand, während der Rest sein Leben in einem Slum in der Wüste fristet. Dort beherrschen Hunger und Brutalität den Alltag. Doch im Alter von zwanzig Jahren haben die Bewohner des Slums die Möglichkeit an einem komplexen Auswahlverfahren teilzunehmen: In unterschiedlichen, teils menschenverachtenden Tests, treten die Bewerber gegeneinander an, in der Hoffnung zu den besten drei Prozent zu gehören und die Chance auf ein besseres Leben zu bekommen.
3% könnte man wohl als einen Mix aus Suzanne Collins Romanreihe Die Tribute von Panem und Oliver Hirschbiegels Psychothriller Das Experiment bezeichnen. Eine herrschende Elite, die den unterdrückten Teil der Bevölkerung in Wettkämpfen gegeneinander antreten lässt - das kennt man aus Collins' Romanen. Allerdings stehen bei 3% weniger blutige Wettkämpfe im Mittelpunkt. Hier geht es vor allem um manipulierende Gedankenspiele, wie man sie eben aus Das Experiment kennt.
3% führt dem Zuschauer sehr eindringlich vor Augen, dass die Vorstellung, wonach diejenigen, die Wohlstand (oder ein besseres Leben) erreichen, es aufgrund von harter Arbeit verdienen, im Umkehrschluss bedeutet, dass der Rest der Bevölkerung es verdient, im Elend zu leben. Abgesehen davon wird ja schon zu Beginn deutlich gemacht, dass unabhängig von der Leistung der Bewerber, nur drei Prozent von ihnen überhaupt die Möglichkeit auf ein Leben im Offshore hat. Dieses Gedankenspiel macht die Serie besonders interessant.
Ich bin durch Zufall auf 3% gestoßen, als ich dringend auf der Suche nach Serien-Nachschub war. Netflix hatte mir die Serie immer wieder vorgeschlagen, aber irgendwie hat sie mich nicht so richtig angesprochen. Zum Glück habe ich meine Meinung geändert, denn 3% ist super spannend und hat absolutes Suchtpotential. Ich habe einen Serienmarathon vom feinsten zurückgelegt. Eine zweite Staffel hat Netflix bereits in Auftrag gegeben. Alles andere wäre auch fatal: Das Serienfinale lässt ziemlich viele Fragen offen.
Photo Credit: Netflix
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